Unser Verständnis

Begriffserklärung

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh erläutert die Notwendigkeit eines Product-Lifecycle-Managements (PLM) in innovationsorientierten Unternehmen


Beim Product Lifecycle Management (PLM) handelt es sich um einen Ansatz zur ganzheitlichen, unternehmensweiten Verwaltung und Steuerung aller Produktdaten und Prozesse. Der PLM-Ansatz betrifft den gesamten Produktlebenszyklus entlang der erweiterten Logistikkette – von der Entwicklung und Produktion über den Vertrieb bis hin zur Wartung und Demontage.

Das übergeordnete Ziel des PLM-Ansatzes ist es, eine effiziente Gestaltung des Produktes in allen Phasen des Produktlebenszyklus zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang ist eines der Ziele des PLM-Gedankens den Produktentstehungsprozess durch ein zentrales und konsistentes Datenmanagement zu unterstützen und die Entwicklungsproduktivität zu erhöhen. Das konsistente Datenmanagement bezieht sich hierbei sowohl auf unternehmensinterne, als auch unternehmensexterne Produktdaten und -informationen. Mit PLM wird durch Prozesse, Methoden und Werkzeuge eine Umgebung zur Verfügung gestellt, um Produktinformationen in der richtigen Zeit und Qualität dem jeweiligen Anwender zur Verfügung zu stellen, und Verschwendung zu vermeiden. Zur Implementierung des PLM-Ansatzes existieren zahlreiche Informationstechnologie (IT-) basierende PLM-Lösungen.


Systemseitige Implementierung des PLM-Ansatzes

Die PLM-Vision fordert ein ganzheitliches Management von Produktdaten und Prozessen über den gesamten Produktlebenszyklus. Im Gegensatz zum PLM-Ansatz, welcher sich auf den „Single Source of Truth“ Gedanken stützt, wird in der Praxis eine Vielzahl von unterschiedlichen Softwarelösungen in einem Unternehmen verwendet. Beispielsweise verwendet die Konstruktion CAD- und CAE-Systeme, während der Vertrieb auf CRM-Systeme zurückgreift, die oft von verschiedenen Softwareherstellern aufgesetzt worden sind, sodass ein automatisierter Datenaustausch zwischen den IT-Systemen oft nur unzureichend möglich ist. Vielfach generiert und konsumiert ein Unternehmensbereich Produktdaten und -informationen in verschiedenen IT-Systemen, sodass manueller Datenpflegeaufwand entsteht. Die Arbeitsvorbereitung benötigt beispielsweise Informationen aus einem CAQ- und einem ERP-System, um arbeitsfähig zu sein. Idealerweise sollten die im Service gesammelten Daten für die Konstruktion als Input für neue Entwicklungen zur Verfügung stehen. Letzteres ist aufgrund der heutzutage vorherrschenden Inkonsistenz der IT-Systeme oftmals nicht automatisiert möglich.

alt

Der PLM-Gedanke zielt auf die Integration der verschiedenen IT-Systeme ab, wodurch eine ganzheitliche IT-Lösung realisiert werden kann. PLM ist daher keine Software, sondern vielmehr ein Konzept, respektive ein Gedanke. Durch den zunehmenden Einfluss von Unsicherheit, Schnelllebigkeit und Digitalisierung im Unternehmensökosystem, ist es für Unternehmen heutzutage maßgeblich für den langfristigen Erfolg, schnell und effizient auf Veränderungen reagieren zu können – Veränderungen, die effizient in einem PLM-Gedanken und der softwareseitigen Realisierung, umgesetzt werden können.

Eine PLM-Systemeinführung macht oftmals eine umfängliche Prozessaufnahme und ggf. -restrukturierung unabdingbar. Die Nutzung einer gemeinsamen PLM-Datenbasis für die verschiedenen Unternehmensbereiche, u. a. Entwicklung, Auftragsabwicklung und Konfiguration, impliziert eine neue Ablaufprozessroutine über den gesamten Produktlebenszyklus. Durch die Realisierung des gleichzeitigen Datenzugriffs aller Produkt- und Prozessbeteiligten unterstützt eine PLM-Lösung den Gedanken des Simultaneous Engineering bzw. des Concurrent Engineering. Eine PLM-Lösung reduziert dementsprechend mögliche Datenredundanzen im Produktlebenszyklus.


Das PLM-Modell des WZL

Die am Markt bestehenden PDM-Systemlösungen können sehr unterschiedlicher Natur in Bezug auf ihre Funktionalität sein. Die Ursache hierfür ist der unterschiedliche Ursprung der Systeme und ihre dynamische Entwicklung in den letzten Jahren. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Systemen erschweren das Marktverständnis und den Vergleich verschiedener Systeme der diversen Anbieter. Um diesen Systemvergleich zu ermöglichen und die Markttransparenz zu erhöhen, haben wir am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen ein übergreifendes, anbieterunabhängiges PLM-Modell entwickelt. Dieses Modell ist auf den Bereich des Produktdatenmanagements fokussiert und berücksichtigt alle PLM-Funktionen, die für die Unterstützung eines umfangreichen PLM-Gedankens erforderlich sind. Im Mittelpunkt steht das Kerndatenmanagement, repräsentiert durch die Produktstrukturierung, das Änderungs- und Konfigurationsmanagement und die Produktplanung. In diesen Bereichen sind alle Funktionen enthalten, die zur Verwaltung bzw. zum Management von Produktdaten dienen. Im Bereich der Produktentstehung lassen sich Funktionen finden, die Daten und Informationen über das Produkt erzeugen. Das Prozessmanagement wird durch Funktionen unterstützt, mit denen sich die Unternehmensprozesse effizienter gestalten lassen. Hierunter fallen u. a. das Projektmanagement oder die generische Dokumentenverwaltung. Schließlich werden mit der Systemintegration und -management alle Funktionen zusammengefasst, die den Datenaustausch zwischen verschiedenen IT-Lösungen, selbst über Unternehmensgrenzen hinweg, ermöglichen.

alt


Sprechen Sie uns an!

Ihre individuelle Fragestellung besprechen wir am liebsten mit Ihnen persönlich - sei es zu Weiterbildungsangeboten, möglichen Beratungsprojekten oder für einen allgemeinen Gedankenaustausch.

Nutzen Sie unser Kontaktformular, unsere E-Mail Adresse oder rufen Sie uns einfach per Telefon an!